Die Klöppelspitze im Wandel der Zeit




Spitzen sind die zartesten und gleichzeitig die anspruchsvollsten Gebilde der textilen Kunst. Schon in der Bibel werden in einem Bericht über die Herstellung von Priesterkleidung echte Goldspitzen erwähnt.

In Italien tauchte die Klöppelspitze Anfang des 16. Jahrhunderts auf und wurde besonders in Genua gepflegt. Von dort verbreitete sie sich über Spanien in die Niederlande. Spitzen aus Flandern waren wegen der hervorragenden Qualität des Flachses und der feinen Verarbeitung berühmt.

In Deutschland wurde das Klöppelhandwerk im Laufe des 16. Jahrhunderts vor allem im Erzgebirge eingeführt. Bald war es eine Haupterwerbsquelle für die städtische und ländliche Bevölkerung.

Im Großraum Oberschwaben und damit auch in Ehingen wurden in Heimarbeit die sog. St.-Gallener-Spitzen als Auftragsarbeit für die Spitzenhändler hergestellt.

Im 18. Jahrhundert kam die Lyoner Spitze auf, die aus vergoldeten und verzinkten Kupferdrähten hergestellt wurde. Konnte sich die echte Goldspitze nur der Adel und der Klerus leisten, so wurde die Lyoner Klöppelspitze bald vom Bürgertum an Trachtenhauben, Westen und Tüchern getragen.

Im 19. Jahrhundert begann die maschinelle Fertigung der Spitzen. Dass jedoch in jüngster Zeit die handgeklöppelte Spitzenkunst in ganz Europa einen enormen Aufschwung zu verzeichnen hat, ist den deutschen Klöpplerinnen zu verdanken, die Anfang des 20. Jahrhunderts den Grundstock zur modernen Klöppelspitze gelegt haben.

Rudi Palla beschreibt im Lexikon der untergegangenen Berufe (Augsburg 1994) das Klöppeln so: Die Gerätschaft, die zur Herstellung von Klöppelspitzen erforderlich ist, besteht im Prinzip aus einem Klöppelkissen, den Spitzenklöppeln, einer Art kleiner Spulen aus Holz, dem Klöppelbrief oder Aufwind, einer Musterzeichnung auf steifem Papier, Stecknadeln und der Pikiernadel. Zur Herstellung der Spitzen dienen Leinen- und Baumwollzwirne. Das Klöppeln wird in der Regel mit zwei Paar Klöppeln ausgeführt. Ein Paar wird in der rechten, das andere in der linken Hand gehalten. Durch das Drehen und Kreuzen der Fäden entstehen die Schläge, die mittels Stecknadeln an bestimmten Punkten des Klöppelbriefes angeheftet werden.